Am 13. Mai 1923 gelingt dem Verband deutscher Blumengeschäftsinhaber ein brillanter Coup: der erste deutsche Muttertag. Was eine Papaya damit zu tun hat? Ungefähr genauso viel wie mit dem § 218 und selbstbestimmten Entscheidungen.

Am 13. Mai 1923 gelingt dem Verband deutscher Blumengeschäftsinhaber ein brillanter Coup: der erste deutsche Muttertag. Was eine Papaya damit zu tun hat? Ungefähr genauso viel wie mit dem § 218 und selbstbestimmten Entscheidungen.
Ich habe so viele Jahre gedacht, ich müsste nur die richtigen Worte finden. Worte, die überzeugen. Worte, die Menschen zum Handeln veranlassen. Worte, die Menschen zum Umdenken bringen. Aber nicht nur das Internet ist zu voll mit Worten, die Welt da draußen ist es auch. Was hingegen manchmal fehlt, sind Orte. Orte, um sich zurückzuziehen. Nachzudenken. Beisammen zu sein. Sich sicher zu fühlen. Neues auszuprobieren.
Ich ersticke an Blau-Gelb. Menschen sind nicht blau-gelb. Und europäische Werte kein Identitätsmerkmal. Menschen sind Kriegstreiber, Kriegsprofiteure, Kriegsbefürwortende oder Kriegsopfer, Angreifer oder Angegriffene, Militär oder Zivilbevölkerung, aber eben auch Kriegsgegner:innen im Kriegstreiberland. Einer Solidarität, die sich ausschließlich von einer Herkunft, einer Staatszugehörigkeit leiten lässt, stünde eine Solidarität entgegen, wie sie ein Freund beschreibt: „Festhalten an dem, was es nicht gibt: antinationale Solidarität mit den Menschen, nicht mit Staaten, Mächten, Männern.“
Wir machen Urlaub in einem Land, in dem es einen Unterschied macht, in welcher Hälfte des Landes man für seine Sprachkenntnisse gelobt wird. Wo die Verkäuferin im Minimarkt mein Serbisch lobt und ich es nicht fertig bringe, ihr zu sagen, dass ich nicht Serbisch spreche, sondern Bosnisch. Und dass es Zeiten gab, in denen sie ’nas jezik‘, unsere Sprache, gesagt hätte.
Ich nehme Feiningers Appell zum Anlass, in unmittelbarer Nachbarschaft von Dessau Gutes entstehen zu lassen, und immerhin die Steckdosen sehen nicht nur ein bisschen nach Bauhaus aus, sondern haben auch noch etwas mit den Dingen zu tun, die jeden Deutschen etwas angehen. Und mit den Dingen, die wir für „normal“ halten. Oder eben nicht.
Was bei Mein Freund Harvey ein zwei Meter großer, weißer, unsichtbarer Hase ist, ist für Nivedita, die Protagonistin in Mithu Sanyals Roman „Identitti“ (Hanser Verlag 2021) die blauhäutige Göttin Kali. Mit Kali hält Nivedita Zwiegespräche […]
Vor 27 Jahren bin ich in ein Land namens Ostdeutschland gezogen. In ein Land, dessen BewohnerInnen immer wieder betonen, dass in ihrer Hälfte der Antifaschismus zuhause war – anders als in dem Land namens Westdeutschland, aus dem ich komme. Ich war dankbar, in diesem Land aufgenommen zu werden, in dem ausschließlich AntifaschistInnen lebten.
Im April 2020 kursierte dieses Buchstabenrätsel bei Twitter: The First 3 Words You Find Are The First Three Things You Will Get After The Quarantine. – Die ersten drei Worte, die ich gefunden habe, waren Travel, Nachos, Marriage. Aber als Realistin war mir klar, dass vor den Nachos noch jede Menge Baustaub liegt. Und so lauten meine drei Begriffe für November – Januar: Lehmbau, Gipsputz, Maueröffnung.
„Ich seh´ hier Bilder, wie in der Leipziger Innenstadt Polonaisen zu `Bella Ciao´ getanzt werden als ob Karneval wäre. Zwischendurch ruft jemand `Ausländer raus!´ – Es macht mich so fassungslos.“ Die ganze Welt sieht diese Bilder. Sie stehen nicht für Meinungsfreiheit. Sie stehen für ein Staatsversagen.
Das Sortierkommando aus der Lipowastsraße ist heute nicht zur Arbeit gekommen, informiert man dich am 3. November 1943, und es dauert eine Weile, bis du die verwehten Melodiefetzen erkennst, die aus weit entfernten Lautsprechern über Lublin wehen, „freut eu-heuch des Lebens, weil no-hoch das Lä-hämpchen glüht“…